In einer ganz aktuellen Arbeit (April 2020) aus einer Privatklinik in Bern ist jetzt nocheinmal die hohe Rate an Schluckstörungen bei LINX Implantation zur Behandlung einer gastroösophagealen Refluxkrankheit bestätigt worden.
Patienten & Methode: Retrospektive Analyse LINX-Band Impantationen
Analysiert wurde eine Serie von 118 Patienten (59 Frauen, 59 Männer), die zwischen 2015 und 2018 ein LINX Magnetband zur Behandlung ihrer Refluxkrankheit erhalten hatten.
Ergebnisse: Häufige Schluckstörung durch LINX
Die Dysphagie-Rate betrug hier 67,8%. Mit anderen Worten 2/3 der Patienten beklagten nach dem Eingriff Schluckstörungen. Von diesen 80 Patienten erhielten immerhin 20 Patienten, entsprechend 16,9% eine endoskopische Ballondehnung zur Behandlung bei Persistenz der Schluckstörung.
Bei 3 Patienten (2,5%) wurde das LINX-Band operativ wieder entfernt. Bei einem Patienten wurde zur Behandlung des Reflux dann eine Nissen-Fundoplikatio angelegt.
Bei 75% der Patienten, die mit 1 oder 2 Ballondehnungen behandelt worden waren, kam es zur Aufhebung der Symptome.
In der Gruppe der Patienten, die eine Ballondehnung benötigten, hatten präoperativ häufiger an “atypischen Refluxsymptomen” gelitten.
Die Autoren der Arbeit berichten, dass fast alle Patienten nach Dilatation (93,9%) eine gute Lebensqualität angaben.
Kritische Bewertung
Diese Ergebnisse bestätigen was bereits bekannt war: Das LINX Band führt postoperativ zu einer hohen Rate an Dysphagie (Schluckstörungen) und sogar zur Erfordernis für Interventionen (Dehnungsbehandlung).
Dies gehörte in der Antirefluxchirurgie heute eigentlich der Vergangenheit an, seit nicht mehr die nach Datenlage unterlegene Nissen-Fundoplikatio verwendet wird, sondern die Toupet-Fundoplikatio (siehe Verfahrenswahl Antirefluxchirurgie). Mit der Toupet-Fundoplikatio ist eine Schluckstörung nach dem Eingriff sehr selten, und wenn dann geht sie ohne Dehnung spontan zurück.
Ursächlich für die Schluckstörung durch LINX ist sicherlich der Vernarbungsprozess, den der Fremdkörper zwangsläufig hervorruft.
Es bleibt unklar, warum der subtile Funktionsmechanismus des LINX Magnetbandes trotz eines solchen Vernarbungsprozesses erhalten bleiben sollte. Dies erscheint schon in der Theorie fraglich. In der Praxis bestätigt sich dies aus Befunden von Explantationen der LINX Bänder.
Die kleine Magnetperlen, die beim Schluckvorgang voneinander distanziert werden und sich zwischen den Schlucken wieder zwecks Verschluss des Mageneingangs gegen Reflux zusammenfinden, müssen zwangsläufig vernarben. Und der bei Patienten erzielte Antireflux-Effekt dürfte auf eben diese Narbe zurückzuführen sein.
Literaturstelle:
- Tsai C, Steffen R, Kessler U, Merki H, Lipham J, Zehetner J. Postoperative Dysphagia Following Magnetic Sphincter Augmentation for Gastroesophageal Reflux Disease. Surg Laparosc Endosc Percutan Tech. 2020 Apr 10. doi: 10.1097/SLE.0000000000000785. [PubMed]