Eine weitere PPI Nebenwirkung

Eine weitere durch Publikationen belegte Nebenwirkung der Säureblocker (PPI) ist eine erhöhte Häufigkeit von Lungenentzündungen (Pneumonien). Sowohl im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Pneumonien, als auch ambulant erworbene (‚community-acquired‘) Pneumonien sind unter PPI Einnahme erhöht.

Ursache/ Mechanismus

Ursächlich ist die Reduzierung des Säuregehaltes des Magensaftes. Denn Magensäure wird als wichtiger Schutzfaktor gegen Keime, die über den Magen-Darm-Trakt eindringen angesehen. Aus diesem Grund sind auch andere Säure-supprimierende Medikamente (H2-Blocker) mit einem (geringeren) Risiko für Pneumonien assoziiert.

PPI hängen auch mit einer erhöhten Rate von Pneumonien zusammen, was sowohl für extranosokomiale („community-acquired“) [31, 35, 41] als auch nosokomiale („hospital-acquired“) Pneumonien [23] gezeigt worden ist.

Einige Studien mit großen Patientenzahlen

In einer bevölkerungsbasierten Studie aus den Niederlanden (Laheij et al., 2004, JAMA) ist an einem Kollektiv von insgesamt 364.683 Individuen der Zusammenhang zwischen PPI Einnahme und der erhöhten Rate an ambulant erworbenen Pneumonien gezeigt worden. Im Untersuchungszeitraum hatten 5551 Patienten eine Pneumonie entwickelt. Die Inzidenrate (Rate Neuauftretens einer Lungenentzündung) betrug ohne Säuresuppression 0,6 und mit PPI Einnahme 2,45 (pro 100 Personen-Jahre Nachbeobachtungszeit). Das relative Risko für die Entstehung einer Pneumonie bei Patienten bei denen die PPI Einnahme fortgestezt wurde, im Vergleich zu denen, bei denen diese Medikation gestoppt wurde betrug 1,89. Bei fortgeführter PPI Einnahme wurde in der Studie sogar eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung aufgezeigt.

Eine andere ebenfalls bevölkerungsbasierte sog. Fall-Kontroll-Studie aus Großbritannien (Sarkar et al., 2009, Ann Intern Med) hat im Zeitraum von 1987 bis 2002 eine große Zahl von 80.066 Patienten mit ambulant erworbenen Lungenentzündungen im Vergleich zu 799.881 Individuen als Kontrollen analysiert. In dieser Studie wurde aufgezeigt, dass eine kurzfristig zuvor (30 Tage) begonnene PPI-Einnahme mit einem erhöhten Risiko für eine Pneumonien einherging, was auf die PPI Langzeiteinnahme allerdings nicht zutraf.

In einer Kohortenstudie aus Boston/ Massachusetts Patienten (Herzig et al., 2009, JAMA) sind n=63.878 in einem Lehrkrankehuas hospiatlisierte Patienten prospektiv analysiert worden. 52% der Patienten hatten eine säuresuppressive Medikation erhalten. Insgesamt trat eine nosokomiale (im Krankenhaus erworbene) Pneumonie bei 2219 Patienten auf (Gesamtrate 3.5%). Die Inzidenz war bei Patienten mit Säuresuppression höher (4,9%) im Vergleich zu den Patienten ohne Säuresuppression (2,0%). Das Chancenverhältnis betrug 2,6. Allein durch PPI war ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko eine nosokomiale Pneumonie zu erleiden bedingt.

Literatur

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