Krebsentstehung

Auch ein möglicher Zusammenhang der PPI-Einnahme mit der Krebsentstehung ist in Studien für verschiedene Tumoren nahegelegt worden. Allerdings ist die Datenlage noch dünn und die akademische Diskussion kontrovers.

Darmkrebs

  • Lai et al., 2013, Use of proton pump inhibitors correlates with increased risk of colorectal cancer in Taiwan. Asia Pac J Clin Oncol. 9(2):192-3.
  • Georgopoulos et al., 2006, Hypergastrinemia is associated with increased risk of distal colon adenomas. Digestion 74:42-46
  • Robertson et al., 2007, Proton pump inhibitor use and risk of colorectal cancer: a population-based, case-control study. Gastroenterology 133:755-760.
  • van Soest et al., 2008, Proton pump inhibitors and the risk of colorectal cancer. Am J Gastroenterol 103:966-973
  • Yang et al., 2007, Chronic proton pump inhibitor therapy and the risk of colorectal cancer. Gastroenterology 133:748-754

Speiseröhrenkrebs

In einer Populationsbasierten-Studie in Schweden (Brusselaers et al., 2018, Cancer Epidem) sind 796,492 Erwachsene mit längerfristiger PPI-Einnahme über die Jahre 2005-2012 beobachtet worden. Mit Hilfe von Krebsregisterdaten wurde ein Zusammenhang mit der Inzidenz (Neuauftreten) der beiden Haupttumorentitäten Adenokarzinom und Plattenepithelkarzinom (als Vergleichsgruppe) untersucht. Das Ergebnis war ein 3,9fach erhöhtes Risiko ein Adenokarzinom des Ösophagus zu entwickeln unter PPI Dauereinnahme. Diese Risiko bestand auch bei Patienten, die die PPI nicht wegen Reflux einnahmen, so dass die Autoren glauben belegen zu können, dass dies mit der PPI Einnahme zusammenhängt. Das Risiko an einem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre zu erkranken war auch, aber in geringerem Ausmasse erhöht. Die Autoren ziehen die Schlussfolgerungm, dass die PPI Einnahme ein unabhängiger Risikofaktor für ein Adenokarzinom des Ösophagus ist.

Hauptkritik an der Studie (Leontiadis et al., 2018) bezieht sich auf das Fehlen einer sog. “gematchten Kontrollgruppe”. Der Vergleich der Krebsinzidenz war bezogen auf die Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung. Es sei aber in Studien hinreichend bewiesen, dass Patienten mit PPI Einnahme generell kränker und “gebrechlicher” sein, als Nicht-PPI-Nutzer. Begleiterkrankungen wie Adipositas, Helicobacter pylori Infektion, Rauchen, Ungesunde Ernährung, Dyspepsie, Gastrpoösophageale Refluxkrankheit, Mangelnde körperliche Bewegung, hoher Alkoholkonsum seien in der Studie nicht kontrolliert worden und somit als wichtige mögliche Einflussfaktoren vernachlässigt worden.

Literatur

  • Brusselaers, Engstrand L, Lagergren J. Maintenance proton pump inhibition therapy and risk of oesophageal cancer. Cancer Epidemiol. 2018 Apr;53:172-177. doi: 10.1016/j.canep.2018.02.004. [PubMed]
  • Leontiadis GI, Ford AC, Howden CW. Proton pump inhibitors and oesophageal cancer: Flawed methodology and false alarms. Cancer Epidemiol. 2018 Jun;54:137-138. doi: 10.1016/j.canep.2018.04.002. Epub 2018 Apr 17. [PubMed]
  • Brusselaers N, Engstrand L, Lagergren J. PPI use and oesophageal cancer: What if the results are true? Cancer Epidemiol. 2018 Jun;54:139-140. doi: 10.1016/j.canep.2018.04.004. Epub 2018 Apr 9.

Magenkrebs

In eine Populations-basierten Studien in Schweden (Brusselaers et al., 2017, BMJ Open) sind alle in Schweden lebenden Erwachsenen eingeschlossen worden, die eine PPI-Dauertherapie einnehmen. Der Untersuchungszeitraum umfasste die Jahre 2005 bis 2012. Anhaand des Schwedischen Krebsregisters wurden Fälle mit Magenkarzinom identifiziert. Insgesamt waren 797 067 Individuen mit PPI-Einnahme über mindestens 180 Tage in die Studie eingeschlossen worden. Die PPI Einnahme erhöhte das Risiko für ein Magenkarzinom um das 3fache. Dies galtg für beide Geschlechter, alle Altersgruppen, aber besonders für die unter 40jährigen (22,8faches Risiko). Das erhöhte Risiko war auch bei Einnahme von Aspirin vorhanden (für die ja eigentlich ein reduziertes Risiko angnommen wird). Die Autoren ziehen die Schlussfolgerung, dass die langfristiger PPI-Einnahme ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines Magenkarzinoms ist.

Literatur

Brusselaers N, Wahlin K, Engstrand L, Lagergren J. Maintenance therapy with proton pump inhibitors and risk of gastric cancer: a nationwide population-based cohort study in Sweden. BMJ Open. 2017 Oct 30;7(10):e017739. doi: 10.1136/bmjopen-2017-017739. [PubMed]
Brusselaers N, Lagergren J, Engstrand L. Duration of use of proton pump inhibitors and the risk of gastric and oesophageal cancer. Cancer Epidemiol. 2019 Oct;62:101585. doi: 10.1016/j.canep.2019.101585. Epub 2019 Aug 21.

Bauchspeicheldrüsenkrebs

  • Brusselaers N, Sadr-Azodi O, Engstrand L. Long-term proton pump inhibitor usage and the association with pancreatic cancer in Sweden. J Gastroenterol. 2019 Dec 6. doi: 10.1007/s00535-019-01652-z. [Epub ahead of print]

Leberzellkrebs (Hepatocelluläres Karzinom, HCC)

  • Lai SW, Liao KF, Lai HC, Lin CL, Sung FC. Proton pump inhibitors and risk of hepatocellular carcinoma: a case-control study in Taiwan. Acta Gastroenterol Belg. 2013 Sep;76(3):348-50.