Wann operiert werden muss, soll und sollte…

Wann operiert werden muss, soll und sollte…Die Indikationsstellung zur Operation bei der Colitis ulcerosa ist recht komplex, aber mit dem unten aufgezeigten Schema sehr leicht systematisch verstehbar. Mit dieser Einteilung erläutere ich (Prof. von Rahden, Viszeralchirurg an der Salzburger Universitätsklinik) meinen Studenten strukturiert die Operationsindikation. Aber auch für interssierte Laien halte ich die Einteilung für sehr gut geeignet, um einen Einblick in das Handeln und die Denkweise des Viszeralchirurgen zu bekommen.

Notfall Operationsindikation

Eine Notfalloperation (oder auch “Sofort-Operation”) duldet keinen zeitlichen Aufschub. Zwei Indikationen fallen in diese Kategorien:

  • Perforation (“Darmdurchbruch”)
  • Blutung (wenn endoskopisch nicht stillbar, wenn mehr als 4 Blutkonserven pro 24h verbraucht werden, um den Patientn zu stabilisieren)

Dringliche Operationsindikation

Bei einer dringliche Operation muss innerhalb von 72 Stunden operiert werden.

  • wenn ein massiv akuter (“fulminanter”) Schub der Erkrankung therapierefraktär ist (also die medikamentöse Therapie nicht anspricht)
  • Toxisches Megacolon: bezeichnet eines Situation mit massiver Aufblähung des Colon (Dickdarmdurchmesser über 6cm)

Absolute elektive Operationsindikation

  • Dickdarmkrebs in der Colitis (sog. Colitis-assoziiertes Karzinom)
  • Hochgradige intraepitheliale Neoplasie (HG-IN): Schauen Sie in Ihrem Histologie-Befund nach! Wenn Sie hier den Begriff “HG-IN” (hochgradige intrepeitheliale Neoplasie) oder auch “HGD” (Dysplasie) finden, so stellt dies auch eine absolute OP-Indikation dar! Sprechen Sie Ihren Behandler darauf an.
  • Dysplasia associated lesion or mass (DALM): Dies ist der Fachbegriff für eine histologisch (im Histologie-Befund) nachweisbare Dysplasie und eine in der endoskopie erkennbare atypische Gewebevermehrung. Also: Der Endoskopiker sieht eine Auffälligkeit und der Pathologe auch. Jetzt ist es Zeit zu handeln
  • Colonstenose mit unklarer Dignität: Dies bedeutet, dass bei der Dickdarmspiegelung eine Engstelle gefunden wird, bei der nicht mit Sicherheit Bösartigkeit (Krebs) ausgeschlossen werden kann. Auch hier besteht eine absolute Operationsindikation, wie es auch in der Leitlinien-Statements festgelegt ist.

Elektive relative Operationsindikation

  • niedriggradigen intraepithelialen Neoplasie (LG-IN): Während die hochgragige intraepitheliale Neoplasie/ Dyplasie (siehe oben) eine absolute Operationsindikation darstellt, ist dies bei der niedriggradigen kontrovers zu diskutieren. Wichtig ist hier durch eine Referenzpathologie (Zweitgutachten über das histologische Ergebnis) die LG-IN/ LGD bestätigen zu lassen!
  • Erkrankungsdauer, Ausdehung der Erkrankung & Erkrankungsaktivität: Bei >10 Jahren Erkrankungsdauer, Ausdehung auf das gesamte Kolon und hoher Erkrankungsaktivität sollte die OP-Indikation diskutiert werden!
  • Patientenwunsch: Die aktuell gültige deutschsprachige Leitlinie sieht aufgrund der guten Ergebnisse der operativen Therapie auch den Patientenwunsch als Indikation für die OP an.
  • Schwerwiegende med. Nebenwirkungen: Auch schwerwiegende Nebenwirkung und reduzierte Lebensqualität unter medikamentösen sollten zur Beratung über die Operation veranlassen.