Aktuelle Publikation vom 23. März 2020

Eine ganz aktuelle Publikation – erschienen am 23. März 2020 – berichtet über die Charakteristika der nach eine COVID-19 Infektion in Italien verstorbenen Patienten. Die als “Viewpoint” verfasste Arbeit beinhalten auch ein Vergleich mit den Charakteristika der Erfahrungen mit Tod bei COVID-19 in China. Die Publikation (Onder et al., 2002) ist höchstrangig im JAMA (Journal of the American Medical Association) veröffentlicht (Impact Factor der Zeitschrift 51,273).

Höhere Todesrate Italien 7,2% vs. China 2,3%

Die “Todesrate” bei COVID-19 Infektion in Italien wird aktuell mit 7,2% angegeben: 1625 Tote auf 22.512 COVID-19 positiv getetste Patienren.

Für China ist eine aktuelle Rate von 2,3% publiziert:

Patientenalter

Insgesamt werden in der Arbeit 1625 in Italien verstorbene Patienten mit 1023 in China verstorbenen Patienten verglichen.

Gleich hohe Todesraten in Italien und China bei den jüngeren Patienten (unter 70 Jahre)

Die Todesfälle nach Altersgruppen zeigt in Italien und China, dass bei den 0 bis 69jährigen die Rate gleich ist:

  • 0% bei den 0 bis 9 jährigen
  • 0% vs. 0,2% bei den 10 bis 19jährigen
  • 0% vs. 0,2% bei den 20 bis 29jährigen
  • 0,3% vs. 0,2% bei den 30 bis 39jährigen
  • 0,6% vs. 0,4% bei den 40 bis 49jährigen
  • 1,0% vs. 1,3% bei den 50 bis 59jährigen
  • 3,5% vs. 3,6% bei den 60 bis 69jährigen

In höhrerem Lebensalter höhere Todesrate durch COVID 19 in Italien im Vergleich zu China (über 70Jahre)

  • 12,8% vs. 8,0% bei den 70 bis 79jährigen
  • 10,2% vs. 14,8% bei den über 80jährigen

Diskussion der Ursachen (3 Faktoren):

Als Ursachen für die erhöhte Todesrate bei COVID-19-Infektion in Italien im Vergleich zu China werden von den Autoren 3 Faktoren diskutiert:

1. Altersstruktur bei COVID-Infektion Italien vs. China

In Italien ist das Kollektiv der COVID-19 infizierten Patienten älter als das in China: Die Gruppe der über 70jährigen repräsentiert 37,6% des italienischen Kollektivs, aber nu 11,9% des chinesischen Kollektivs

2. Definition von COVID-assozierten Todesfällen

Als zweiten Faktor diskutieren die Autoren die Definition von COVID-assoziiertem Tod in Italien: Als Tod im Zusammenhang miut COVID (“Covid-related Death”) wurden alle Todesereignisse bei mittels RT-PCR Methode positiv für SARS-CoV-2 getesteten Patienten definiert.

Nicht berücksichtigt wird bei dieser generellen Definition hingegen die Co-Morbidität (Vorliegen von Begleiterkrankungen), die naturgemäß bei den älteren Patienten wesentlich häufiger sind. Berichtet wird über eine Subgruppenanalyse der Begleiterkrankungen mit 30% ischämischer Herzerkrankung, 35% Diabetes mellitus, 20,3% Krebserkrankungen, 24,4% Vohofflimmern, 6,8% und 9,6% Rauchanamnese (Rauchwarenkonsum).

Für andere Länder liegen nach Angaben der Autoren vergleichbare Daten nicht vor.

3. COVID-Test-Strategien

Als dritten möglichen Faktor diskutieren die Autoren Unterschiede in den Test-Strategien zwischen Italien und China. In der Fühphase der Epidemie waren in beiden Ländern sowohl symptomatische Individuen, als auch deren Kontaktpersonen getestet worden.

In Italien war dann aber per Erlass des italienischen Gesundheitsministeriums vom 25. Februar 2020 verfügt worden, dass Testungen nur bei stärker symptomatischen Individuen durchgeführt werden sollten, bei denen konkreterer COVID-19 Infektionsverdacht bestand und die der Aufnahme in ein Krankenhaus bedurften (Hospiatlisierung). Durch diese Strategie wurde eine sehr hohe Rate an positiven Testergebnissen erzielt. Patienten mit geringere Symptomatik wurden nicht mehr getestet. Diese Gruppe mit geringerer Krankheitsauspräung und auch geringerer Mortalität (Sterblichkeit) ging so nicht mehr in die Statistik ein.

Zum Vergleich zitieren die Autoren auch noch die Situation in Korea, wo eine sehr breite Testing auf SARS-Cov2 erfolgt ist. Für Korea ist eine noch geringere Mortalitätsrate unter den positiv auf SARS-CoV2-getesteten Patienten publiziert, nämlich 1,0% (im Vergleich zu 2,3% in China und 7,2% in Italien).

Schlußfolgerungen der Autoren:

  • hohe Rate älterer Menschen mit COVID-19 in Italien – einer der möglichen Gründe für die erhöhte Mortalitätsrate
  • Teststrategie muss bei Interpretation der Studienergebnisse berücksichtigt werden
  • Patientenchrakteristika (Alter, Begleiterkrankungen) müssen berücksichtigt werden

Literaturstelle:

  • Onder G, Rezza G, Brusaferro S (2020) Case-Fatality Rate and Characteristics of Patients Dying in Relation to COVID-19 in Italy. JAMA. 2020 Mar 23. doi: 10.1001/jama.2020.4683. [PubMed]