Welche Bedeutung hat die Breischluckuntersuchung in der Refluxdiagnostik?

Immer wieder werde ich (Prof. Dr. Burkhard von Rahden) gefragt, welche Bedeutung denn die Ösophagusbreischluckuntersuchung (auch genannt “Schluckakt-Röntgen”) für die Diagnostik der Refluxkrankheit hat.

Bei der Untersuchung gibt der Radiologe dem Patienten Kontrastmittel zum Schlucken. Dann werden Röntgenaufnahmen während des Schluckaktes durchgeführt.

Während der Untersuchung wird der Patient dann noch Kopf-tief gelagert oder es wird auf den Bauch gedrückt. Dieses sogenannten “Provokationsmanöver” sollen Reflux auslösen. Bisweilen kann in der Röntgenuntersuchung das quantitative Zurückfliessen von Kontrastmittel dargestellt werden.

Ob dies wirklich “Reflux” darstellte, in dem Sinne was unter “Reflux” bei “Gastroösophagealer Refluxkrankheit” (GERD) zu verstehen ist, erscheint fraglich.

Geradezu vernichtend hat die alte deutsche Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten die Wertigkeit des Breischluck beurteilt:

Folgende Argumente sprechen a priori gegen einen diagnostischen Wert des Verfahrens:

1. Da Reflux physiologisch ist, lässt sich aus der rein qualitativen Refluxdarstellung kein Krankheitswert ableiten.

2. Das intermittierende Auftreten von Reflux und seine Abhängigkeit von der Magenfüllung und der Körperlage verlangen eine langzeitige Refluxmessung und keine Momentaufnahme.

3. Die verwendeten Provokationsmanver sind realittsfern.
Der direkte Vergleich von Bariumbreischluck und pH-Metrie bestätigte die diagnostische Wertlosigkeit der Röntgenuntersuchung für den Nachweis von pathologischem Reflux

Koop et al., 2005, Z Gastroenterol

Diese Ausführungen unterstützen die Auffassung, dass für die Refluxdiagnostik ein funktionelles Verfahren (Speiseröhren-Funktionsdiagnostik) benötigt wird. Die Breischluckuntersuchung ist diesebezüglich entbehrlich.

Dies sagt noch nichts über die Wertigkeit der Breischluckuntersuchung zum Nachweis einer Hiatushernie oder zur Diagnostik bei postoperativen Problemen nach Fundoplikato, die ich an anderer Stelle diskutieren werden.

Literaturstelle

  • Koop H, Schepp W, Müller-Lissner S, Madisch A, Micklefield G, Messmann H, Fuchs KH, Hotz J (2005) Gastroösophageale Refluxkrankheit – Ergebnisse einer evidenzbasierten Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten/ Consensus Conference of the DGVS on Gastroesophageal Reflux. Z Gastroenterol. 2005 Feb;43(2):163-4. [PubMed]