Reflux-Symtom-Analyse

Als erstes werden die Patienten gefragt welches Symptom das Hauptsymptom ist

“Wenn Sie nur ein Symptom abschalten könnten – welches Symptom würden Sie dann abschalten?”.

Entsprechende werden die Symptome nach Wichtigkeit eingestuft

  • Primärsymptom
  • Sekundär
  • Tertiärsymptom

Weiter erfolgt das Ausfüllen eines Symptomfragebogens, der die gesamte Symptompalette nach Schwere und Häufigkeit abfragt.

Reflux-Lebensqualitätsanamnese

In Spezialsprechstunden für die Refluxerkrankung sollte auch ein Lebensqualitätsfragebogen erhoben werden. Dies ist wichtig für die Evaluation der Behandlungsergebnisse (insbesondere bei interventioneller oder operativer Therapie), da es ja in erster Linie um die Lebensqualitätsverbesserung bei den Patienten geht.

PPI-Test

Immer sollte im Rahmen der Refluxanamnese abgefragt werden, ob der Patient schon Säureblocker (PPI oder H2-Blocker) oder Antazida einnimmt. Weiter sollte dann abgefragt werden wie das Ansprechen auf diese Medikamente ist

  • Vollständiges Ansprechen
  • Teilweises Ansprechen
  • Kein Ansprechen

PPI-Sammlung einer Apotheke. Foto: Stefanie Schmidhuber

Allerdings ist bekannt (zum Beispiel Ergebnisse der Diamond-Studie), dass der “PPI-Test” einem erheblichen Placebo-Effekt unterliegt. Hierdurch ist die Aussagekraft stark eingeschränkt.

Medikamenten-Anamnese – Welche Medikamente, die Reflux auslösen, nehmen Sie ein?

Bei diversen Medikamenten ist ihre Reflux-erzeugende Wirkung bekannt. Solche Medikamente sollten nach Möglichkeit abgesetzt werden. Eine Liste von Medikamenten mit Reflux-erzeugender Wirkung finden sie hier.

Magenspiegelung (ÖGD)

Die gastroösophageale Refluxkrankheit sollte zumindest einmal mit einer Magenspiegelung abgeklärt werden.

Blick mit dem Endoskopu in die untere Speiseröhre, mit weitgestelltem Übergang zum Magen, und deutlich erkennbaren Refluxlässionen – erkennbar als unregelmäßige Schleimhautrötungen – Refluxösophagitis (Speiseröhrenentzündung durch Reflux).

Welche Informationen liefert die Magenspiegelung?

Die wichtigste Information ist der Ausschluß einer bösartigen Erkrankung, die den Reflux auslöst. So kann zum Beispiel ein Tumor am Übergang zum Magen den Refluxmechanismus stören und Reflux verursachen.

Weiter wird mit der sogenannten Ösophagogastroskopie (ÖGD) dann

  • unterschieden zwischen erosiver Refluxkrankheit (‘erosive GERD’) – d.h. mit Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) – und nicht-erosiver GERD (sog. ‘NERD’) – Allerdings ist durch den Befund einer “Refluxösophagitis” die Refluxkrankheit nicht sogleich bewiesen. Nur bei einer schweren Refluxösophagitis (Los Angeles Grad C und D) darf gemäß aktuellem Konsensus (sog. Lyon-Konsensus) auch ohne Funktionstestung von einer Refluxkrankheit ausgegangen werden. Bei milderen Refluxösophagitiden (Los Angeles Grad A und B) wird die funktionelle Testung gefordert.
  • das Vorliegen eines Zwerchfellbruchs (sog. ‘Hiatushernie‘ beurteilt). Hierzu betrachtet man mit dem Inversionsblick den Mageneingang (zurückblickendes Endoskop) und beurteilt, wie eng der ösophgogastrale Übergang schliesst, bzw. wie weit ein Zwerchfellbruch Richtug Brustkorb “heraufrutscht”. (Hier ist es wichtig, dass Ihr Endoskopiker die Hill-Klassifikation der Hiatushernie im Endoskopiebefund angibt. Diese ist nämlich entscheidend für eine etwaige Therapie mit GERDX-Endoplikatio).
  • das Vorliegen eines sogenannten Barrett-Ösophagus, einer Präkanzerose (Krebsvorstufe) in der Speiseröhre, in der der Reflux-assoziierte Speiseröhrenkrebs (Adenokarzinom) entstehen kann
  • etc. (Die ÖGD liefert natürlich noch viel mehr Informationen. Hier sollten nur die für das Verständnis der Refluxerkrankung wichtigsten dargestellt werden.)

Nur selten wird im Rahmen der Refluxabklärung eine adäquate Medikamentenanamnese durchgeführt. Die Durchführung dieser Medikamentenanamnese wird von der aktuell gültigen Leitlinie zur Behandlung der Refluxkrankheit empfohlen (Koop et al., 2014, Z Gastroenterol – Statement 5). Es gibt einige Medikamente, die Refluxsymptome bedingen oder verstärken können.

  • Kalziumantagonisten
  • Nitropräparate
  • Theophylline, Aminophylline
  • Anticholinergika
  • beta-adrenerge Agonisten
  • Benzodiazepine
  • pfefferminzhaltige Präparate
  • Östrogenpräparate

Andere Medikamente können eine toxische Speiseröhrenentzündung auslösen:

  • ASS
  • NSAR
  • Biphosphonate
  • Doxycylin
  • Eisensulfat
  • Ascorbinsäure
  • Zytostatika (systemische Wirkung)

Funktionsdiagnostik des Ösophagus

Bei einer funktionellen Erkrankung wie der Refluxkrankheit (bei der man ja in der Mehrzahl der Fälle keine sichtbaren Läsionen hat – außer bei schwerer Refluxösophagitis – und selbst dann sind andere Ursachen möglich!) wird zwingend die Funktionsdiagnostik gefordert, bevor eine über die konservative Therapie hinausgehende Behandlung (endoskopische Intervention/ Operation) in Betracht gezogen wird.

Breischluckuntersuchung

Diese Untersuchung bringt weniger Zusatzinformationen, als ehemals gedacht. Präoperativ ist eine Breischluckuntersuchung meist entbehrlich.

Literatur

Die aktuell gültige s2k-Leitlinie zur GERD Therapie der DGVS:

  • Koop H, Fuchs KH, Labenz J, Lynen Jansen P, Messmann H, Miehlke S, Schepp W, Wenzl TG; Mitarbeiter der Leitliniengruppe (2014) S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankkheit Der Deutschen Geellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). AWMF register no. 021-013. Z Gastroenterol. 2014 Nov;52(11):1299-346. doi: 10.1055/s-0034-1385202. [PubMed] [Volltext zum Download bei der DGVS]

Der Lyon Consensus von 2018:

  • Gyawali CP, Kahrilas PJ, Savarino E, Zerbib F, Mion F, Smout AJPM, Vaezi M, Sifrim D, Fox MR, Vela MF, Tutuian R, Tack J, Bredenoord AJ, Pandolfino J, Roman S (2018) Modern diagnosis of GERD: the Lyon Consensus. Gut. 2018 Jul;67(7):1351-1362. doi: 10.1136/gutjnl-2017-314722. [PubMed]

Diamond-Studie: Der PPI-Test ist unzuverlässig!

  • Bytzer P, Jones R, Vakil N, Junghard O, Lind T, Wernersson B, Dent J. Limited ability of the proton-pump inhibitor test to identify patients with gastroesophageal reflux disease. Clin Gastroenterol Hepatol. 2012 Dec;10(12):1360-6. doi: 10.1016/j.cgh.2012.06.030. Epub 2012 Jul 17. [PubMed]

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