Das Verfahren
Die Endoplikatio ist ein noch relativ neues Verfahren zur Behandlung von Reflux. Es stellt eine Alternative zur laparoskopischen Fundoplikatio dar. Allerdings kommt die Endoplikatio nur für bestimmte Patientinnen und Patienten in Betrach. Und zwar sind dies die Patienten mit “kleiner Hiatushernie” bzw. “Kardiainsuffizienz” und funktionelle bewiesener Refluxkrankheit als Ursache der Beschwerden. Prinzip des Verfahrens ist die Bildung einer Vollwandfalte (Plicatio – von lateinisch plica = die Falte) am Mageneingang.
Die Endoplikatio wir mit einem von der Firma G-SURG aus Seon am Chiemsee produzierten und unter dem Namen GERDX vertriebenen Spezialgerät durchgeführt (siehe Abbildung).
Technischer Ablauf:
Das Endoplikatio wird unter Vollnarkose in Rückenlagerung durchgeführt. Zunächst erfolgt eine diagnostische Magenspiegelung mit einem Standardendoskop. Dann erfolgt das Einbringen des GERDX Gerätes. Durch das Gerät wird ein dünneres 6mm Endoskop vorgeschoben. Dann erfolgt unter endoskopische Sicht die Darstellung des Speiseröhre-Magen-Überganges (Inversion – zurückblickende Sicht). Unter direkter Sicht wird mit der Nahtfunktion des Gerätes die Einengung des Speisröhren-Magen-Überganges erzielt und der Mageneingang durch eine Vollwandfalte diskret eingeengt. Eine zu starke Einengung wir durch das in der Speiseröhre befindliche Gerät (16mm Durchmesser) verhindert. Diese Prozedur wird ein zweites Mal wiederholt, und die erzeugte Falte durch eine zweite Naht „stabilisiert“. Das verwendete Nahtmaterial ist nicht resorbierbar, das heißt es löst sich nicht auf.
Dauer der GERDX-Prozedur
Die Dauer der Prozedur beträgt im geübten Team (erforderlich sind immer 2 Endoskopiker/ Operateure ca. 20 bis 30 Minuten.
Voraussetzungen für die Endoplikatio (Indikation)
- funktionell bewiesene Refluxkrankheit (Funktionsdiagnostik)
- endoskopisch Hill-1 oder Hill-Hiatushernie (Dies bedeutet, dass Ihr Endoskopie-Befund die Hill-Klassifikation enthalten sollte!)
- zuvor Ausschöpfung der konservativen Therapiemöglichkeiten der GERD
Endoskopischer Blick zum Mageneingang für die Platzierung des GERDX Gerätes für die Endoplicatio. Foto: Prof. von Rahden
Ergebnisse
- Die mit der Endoplicatio zu erzielenden Ergebnisse hinsichtlich Symptomkontrolle (Beseitigung des Sodbrennens) und Verbesserung der Lebensqualität sind nach aktuellem Kenntnisstand als sehr gut zu bezeichnen. Kurzfristig – unmittelbar nach dem Eingriff – sind bei fast allen Patienten zunächsteinmal das Sodbrennen und auch andere Refluxsymptome beseitigt.
- Über die Stabilität des erzielten Ergebnisses gibt es noch nicht ausreichend Daten. Das liegt an den nur kleinen Patientenserien. Langzeitdaten (<1 Jahr) liegen noch nicht vor.
- Allerdings sind doch im Verlauf Rezidive (Wiederauftreten des Sodbrennens zu verzeichnen.
- Trotzdem wird das Verfahren aufgrund der günstigen Nutzen-Risiko-Relation (kaum Komplikationen, siehe unten) im eigenen operativen Portfolio gegen die Refluxerkrankung gerne verwendet.
Erfolgreiche Verstärkung der ‘Mageneingangsfalte’ mit der Endoplicatio. Foto: Prof. von Rahden
Komplikationen
Die Komplikationsrate der Endoplicatio ist nach aktuellem Kenntnisstand und Erfahrung sehr gering. Mögliche Komplikationen sind:
Blutung (selten)
Eine Blutung im Bereich der platzierten Nähte kann zur Erfordernis der erneuten Endoskopie führen, mit endoskopischer Blutstillung. Bei nicht beherrschbarer Blutung könnte ein chirurgisches Eingreifen erforderlich werden (sehr selten). In einer Publikation (Koch et al., 2013, Gastrointest Endosc) trat bei einer von 36 Prozeduren eine Blutung auf, was einer Rate von 2,7% entspricht. Allerdings handelte es sich hier um einen Vorläufer des heute verfüggbaren Gerätes.
Technisches Versagen des Gerätes (sehr selten)
Trotz umfassender mehrfacher Testung des GERDX- Gerätes und seines hydraulischen Öffnungsmechanismus kann es in sehr seltenen Fällen dazu kommen, dass das Gerät nicht mehr zu schließen ist. In einem solchen Fall könnte eine Bauchspiegelung oder sogar ein Bauchschnitt erforderlich sein, um das Gerät wieder schließen und entfernen zu können. Laut Auskunft der Firma G-SURG ist war bei insgesamt 170 Anwendung (Auskunft im Oktober 2015) zu einer Fehlfunktion eines Gerätes gekommen. Die Störung der Hydraulik trat in der ersten Generation des Gerätes auf. Eine daraufhin erfolgte Konstruktions- und Materialänderung schließt laut Hersteller diesen Fehler nun aus. Es handelt sich um den einzigen meldepflichtigen Vorfall mit dem Gerät.
Verletzungen im Mund-/ Rachenbereich durch Einführen des Gerätes
(selten, bislang keine relevanten Verletzungen beschrieben) – eine Verletzung durch das 1,6cm durchmessende GERDX-Gerät insbesondere im Bereich von Mund- und Pharynx ist natürlich möglich. Allerdings erfolgt das Einführen mit Hilfe eines zuvor vorgelegten Führungsdrahtes und die äußeren Strukturen des Gerätes sind so optimiert, dass die Verletzungsgefahr sehr gering ist.
Infektion: (bislang nicht beschrieben)
Theoretisch wäre auch eine Infektion im Bereich des Magens/ der Magenwand denkbar, theoretisch auch eine Fortleitung eines solchen Infektes in die Bauchhöhle über eine Fistel, mit Bauchfellentzündung (Peritonitis)
Schluckstörung/ Dysphagie
Theoretisch wäre das Auftreten einer postoperativen Dysphagie (Schluckstörung) möglich, was etwas häufiger nach der laparoskopischen Fundoplicatio auftritt (ca. 15% Vollmanschette nach Nissen, ca. 7% Teilmanschette nach Toupet). Nach der Endoplicatio ist bislang nicht über in wesentlichem Maße auftretende Dysphagie berichtet worden
Unzureichender Therapieeffekt
Der Therapieeffekt der Endoplicatio scheint nach aktuellen Erfahrungen sehr gut zu sein, sowohl zu Behandlung beim sauren, als auch beim schwach-sauren Reflux. Trotzdem kann der Erfolg der Maßnahme natürlich unzureichend sein, so dass als weitere Maßnahme das Standardtherapieverfahre (laparoskopische Fundoplicatio) zur Anwendung kommen könnte, was nach bisherigen Erfahrungen problemlos möglich ist. Die laparoskopische Fundoplicatio wird durch die vorangegangene Endoplicatio nicht kompromittiert.
Schmerzen
Auch die Endoplicatio kann als interventionelles Verfahren mit Schmerzen einhergehen, die mit Schmerzmittel behandelt werden müssen.
Was, wenn der Effekt unzureichend ist, oder im Verlauf Symptome wiederkommen?
- Sollte der Effekt unzureichend sein, kann nach aktuellem Kenntnisstand die laparoskopische Fundoplicatio ohne Probleme durchgeführt werden.
- Sollte sich der Effekt im Verlauf wieder verschlechtern und Refluxsymptome wiederkehren (Rezidiv) kann auch eine erneute Anwendung des GERDX Verfahrens erfolgen.
Wie lange hält das erzielte Ergebnis?
- Langzeitergebnisse zur Endoplicatio/ GERDX-Verfahren sind bislang nicht verfügbar.
- Wenn die gebildete Falte stabild ausheilt, kann ein langfristiger Therapieeffekt erzielt werden. Wie häufig das gelingt, ist allerdings noch unbekannt.
Aktuelle Datenlage zur Endoplicatio (Originaldaten/ Primärliteratur)
- In einer von Koch/ Pointner et al. (2013) publizierten Serie von n=36 mit GERD-Endoplicatio behandelten Patienten wurde eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und der reflux-spezifischen Symptomscores aufgezeigt. 22 dieser Patienten wurden auch nach der Operation mit Funktionsuntersuchungen abgeklärt, in denen gezeigt wurde, dass auch die objektiven Kriterien signifikant verbessert wurden. Nur 4 der Patienten (11,5%) nahmen nach der Operation noch Säureblocker (PPI) ein. Eine relevante Komplikation (Blutung) ereignete sich (2,7%). Bei 3 Patienten war das Therapieergebnis unzureichend, so dass eine laparoskopische Fundoplicatio durchgeführt wurde.
- In einer von Antoniou/ Pointner et al., (2012) publizierten randomisierten Studie waren 29 zur Endoplicatio Patienten mit 27 Fundoplicatio Patienten verglichen worden. Lebensqualitäts- und Reflux-spezifische Symptomscores wurden sowohl mit der laparoskopischen Fundoplicatio, als auch der Endoplicatio verbessert. Allerdings war die Fundoplicatio überlegen hinsichtlich der Kontrolle der Symptome Sodbrennen und Regurgitationen.
Video: Fernsehbericht Prof von Rahden GERDX Endoplikatio
Video: Fernsehbericht Prof. von Rahden Fundoplicatio
Literatur/ Publikationen
- Weitzendorfer M, Spaun GO, Antoniou SA, Tschoner A, Schredl P, Emmanuel K, Koch OO (2017) Interim Report of a Prospective Trial on the Clinical Efficiency of a New Full-thickness Endoscopic Plication Device for Patients With GERD: Impact of Changed Suture Material. Surg Laparosc Endosc Percutan Tech 27: 163-169. [PubMed]
- Koch OO, Kaindlstorfer A, Antoniou SA, Spaun G, Pointner R, Swanstrom LL (2013) Subjective and objective data on esophageal manometry and impedance pH monitoring 1 year after endoscopic full-thickness plication for the treatment of GERD by using multiple plication implants. Gastrointest Endosc. 77:7-14. [PubMed]
- Kaindlstorfer A, Koch OO, Berger J, Uwe Asche K, Pointner R (2012) Full-thickness gastroplication for the treatment of gastroesophageal reflux disease: short-term results of a feasibility clinical trial. Surg Laparosc Endosc Percutan Tech 22: 503-8. doi: 10.1097/SLE.0b013e318265af1f. [PubMed]
- Antoniou SA, Koch OO, Kaindlstorfer A, Asche KU, Berger J, Granderath FA, Pointner R (2012) Endoscopic full-thickness plication versus laparoscopic fundoplication: a prospective study on quality of life and symptom control. Surg Endosc. 26:1063-1068. [PubMed]
- von Renteln D, Schiefke I, Fuchs KH, Raczynski S, Philipper M, Breithaupt W, Caca K, Neuhaus H (2008) Endoscopic full-thickness plication for the treatment of GERD by application of multiple Plicator implants: a multicenter study (with video). Gastrointest Endosc.; 68: 833-844. [PubeMed]