Der Chirurg hat eine Lösung!

Das aktuell beste Verfahren für die chirurgische Behandlung der Refluxkrankheit ist die sogenannte laparoskopische Fundoplicatio Operation. Bei dieser minmal-invasiven Operation (Schlüsselloch-Chirurgie) wird eine Manschette aus Magen um die untere Speiseröhre gebildet. Durch diese relative kleine anatomische Veränderung wird fast immer eine sehr gute Refluxkontrolle erzielt, das heißt das Sodbrennen wird zuverlässig beseitigt.

Wahl der Manschette: Fundoplicatio ist nicht gleich Fundoplicatio

Eine wichtige Frage betrifft die Wahl der Manschette. Diese Frage ist lange auf Kongressen diskutiert worden:

  • Ist es besser eine Vollmanschette (360 Grad) zu bilden (sog. Nissen-Fundoplikatio) – wie sie auch heute noch in den U.S.A. fast ausschließlich angewendet wird und auch in Europa immer noch in einigen Kliniken angeboten wird?
  • Oder sollte eine hintere Teilmanschette (270 Grad) bevorzugt werden (sog. Toupet-Fundoplikatio), die sie sich im deutschsprachigen Raum zunehmend durchsetzt.
  • Oder ist auch eine vordere Teilmanschette (180 Grad) ausreichend (sog. Dor-Fundoplicatio), wie Sie in Australien intensiv in Studien untersucht und in der Antirefluxbehandlung verwendet wird.
Prinzipiell kan man vordere Manschetten (obere Zeile) und hintere Manschetten (untere Zeile) unterscheiden.

Datenlage zeigt Überlegenheit der Toupet-Fundoplikatio

Die Ergebnisse von Studien zeigen relative eindeutig, dass die Toupet-Fundoplikatio (270 Grad) besser ist als die Dor-Fundoplikatio (180 Grad) und die Nissen Fundoplikatio (360 Grad).

Fragen Sie Ihren Operateur, wenn Ihnen eine Fundoplikatio-Operation angeboten wird, welche Manschette gewählt werden soll! Fragen Sie, warum diese Manschette bevorzugt werden soll.

Wenn Ihnen die Nissen-Fundoplikatio empfohlen wird, holen Sie eine Zweitmeinung ein!

Warum ist die Toupet-Fundoplikatio (270 Grad) zu bevorzugen?

Die Daten aus Studien zeigen, dass die Refluxkontrolle (Beseitigung des Sodbrennens) mit der Toupet-Fundoplikatio gleich gut ist, wie mit der Nissen Fundoplikatio. Das frühere Argument der Befürworter der Nissen-Operation, dass die Nissenfundoplikatio effektiver sein soll, als eine Toupet-Fundoplikatio ist nicht korrekt.

Das Argument für die Bevorzugung der Teilmanschette (Toupet) ist, dass Fundoplicatio-typische Nebenwirkungen seltener sind im Vergleich zur Vollmanschette (Nissen).

Welches sind die Fundoplikatio-typischen Nebenwirkungen?

Schluckstörungen

Hauptproblem der Vollmanschette nach Nissen sind Schluckstörungen (‘postoperative Dysphagie’). Patienten empfinden Schlucken mit einer um die untere Speiseröhre gelegten Vollmanschette oft deutlich schwerer. Anders ausgedrückt kann man sich vereinfacht vorstellen: Aufsteigen von Reflux wird verhindert, Schlucken wird erschwert.

Dies führt zu der mit der Nissen-Fundoplikatio doch recht hohen postoperativen Rate an Dysphagie von ca. 15%. Im Vergleich dazu soll die Toupet-Fundoplikatio nach Studienlage ca. 7% Dysphagie bedingen. Im Klinischen Alltag ist diese Nebenwirkung bei der Toupet Fundoplikatio noch viel seltener zu beobachten. Voraussetzung ist allerdings eine gute OP-Technik.

Unfähigkeit Aufzustossen (Rülpsen)

Träger einer Nissen-Fundoplikatio können oft nicht mehr aufstossen (“rülpsen”). Dies kann ein Problem darstellen. Bei der Toupet-Fundoplikatio wird dieses Problem praktisch nicht beobachtet.

Gas-Bloat-Syndrom

Sowohl nach Nissen-Fundoplikatio, als auch mit der Toupet-Fundoplikatio beklagen einige Patienten (ca. 1/3) nach der Operation Gasbeschwerden des Darmes. Die Ursache dieses “Gas Bloat” genannten Problem ist nicht bekannt. Möglicherweise kann man sich vereinfacht vorstellen, dass weniger Gas als Rülpser abgegeben wird, und das Gas stattdessen durch den Darm abtransportiert wird.

Durch welche technischen Fehler kann Dysphagie (Schluckstörung) nach einer Fundoplikatio Operation entstehen?

Der Frage nach den Ursachen der Dysphagie nach Funoplikatio widme ich hier einen eigenen Beitrag.

Wie lang ist eine Fundoplikatio haltbar?

Jeder Chirurg versucht natürlich immer sein Bestes zu geben. Immer wird für jeden Patienten eine Lösung des Reflux-Problems “für die Ewigkeit” angestrebt. Allerdings wird dieses Ziel manchmal leider nicht mit einem Eingriff erreicht. In mindestens 10 % der Fälle muss mit einem Wiederauftreten der Refluxbeschwerden gerechnet werden.

Den Ursachen und den therapeutischen Möglichkeiten beim Wiederauftreten von Refluxbeschwerden nach Fundoplikatio wird eine andere Seite gewidmet.

Auch bei perfekter Operationstechnik und perfekten körperlichen Voraussetzungen des Patienten kann es zum Rezidiv kommen. Übergewicht ist immer ein Risikofaktor für ein Hiatushernienrezidiv. Auch bei großem Zwerchfellbruch ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Rezidivs höher.

Was kann man tun, wenn die Refluxbeschwerden nach Fundoplicatio wiederkommen?

Dieser Frage ist eine eigene Seite gewidmet: Wiederaufgetretene Refluxbeschwerden nach Fundoplicatio denn auch in dieser Situation kann der Chirurg meistens noch sehr gut helfen.

Literatur

  • von Rahden BH, Germer CT. Verfahrenswahl und Indikationsstellung zur Antirefluxchirurgie/ [Selection of wrap type and indications for antireflux surgery]. Chirurg. 2013 Oct;84(10):902-4. doi: 10.1007/s00104-013-2576-y. [PubMed]
  • Broeders JA, Mauritz FA, Ahmed Ali U, Draaisma WA, Ruurda JP, Gooszen HG, Smout AJ, Broeders IA, Hazebroek EJ (2010) Systematic review and meta-analysis of laparoscopic Nissen (posterior total) versus Toupet (posterior partial) fundoplication for gastro-oesophageal reflux disease. Br J Surg 97(9):1318-30. doi: 10.1002/bjs.7174. [PubMed]